In welcher Tradition stehe ich also?
Und ist das überhaupt wichtig? Ja, ist es. Sehr sogar. Denn im animistischen Weltbild (imho die Grundlage allen spirituell-magischen Wirkens), in dem alles belebt ist und in dem Zeit
nicht linear ist, sondern einen immer präsenten Kreis bildet, ist es von großer Relevanz, was das Vorher ist und wer vorher war. Energien wirken aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt,
menschliche Geistleute wirken auf unsere Linien, die des Blutes, aber auch die des Landes und des Geistes. Es gibt über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende etablierte Verbindungen zum Land und
seinen nicht-menschlichen Geistleuten, Notwendigkeiten des Schutzes, vereinbarte Zeichen der Freundschaft, Verträge mit der Anderswelt und ihren Leuten. Es ist fatal, wenn wir davon nichts
wissen. Halten wir unseren Teil von Vereinbarungen nicht ein, tun es die Geistwesen auch nicht, der gemeinhin als "Glück" bezeichnete Faktor verlässt uns, "Wunder" ereignen sich seltener und
seltener, denn wir sind als Spezies nicht mehr vertrauenswürdig und unterstützenswert. Als wir Europäer*innen aufhörten, ein Teil der Gemeinschaft aller Wesen zu sein, verloren wir mit der
Anbindung und dem Wissen auch den Respekt vor dem Leben und diese Leere bestimmt bis heute unseren Umgang mit der Welt :: Patriarchat, Sexismus, Speziesismus, Imperialismus, Kolonialismus,
Rassismus, kulturelle Aneignung, Umweltzerstörung [... u name it ...] all dies entspringt nach meinem Verständnis dieser Entfremdung, diesem Verlust der Anbindung.
Das ist keine Entschuldigung! Es ist eine mögliche Erklärung. Etwas Grundlegendes, an dem wir arbeiten können. Denn es ist höchste Zeit heimzukehren in die Gemeinschaft des Lebendigen, zum Wohle aller Wesen und buchstäblich zur Rettung der Welt. Ganz weltlich und politisch müssen wir in die Verantwortung gehen und aufhören, Heilung und Wandlung zu blockieren. Ganz spirituell wird unser europäischer Zauber im Großen Rat der Wesenheiten gebraucht, nicht weil er besser oder wichtiger wäre als der anderer Kontinente - aber ohne uns ist der Rat nicht vollständig, der Kreis ist nicht geschlossen. Unsere Abwesenheit schwächt alle anderen.
Eine Möglichkeit, den Weg der Heilung zu beschreiten, ist es, so sagen mir das meine Verbündeten, die verlorenen Namen wiederzufinden. Nicht um in die Vergangenheit zu flüchten, nicht um sich von der wirklich wahren Welt abzuschotten, sondern genau im Gegenteil: um wieder Verantwortung zu übernehmen für die Welt/en. Spirituell-magische Arbeit dient nicht der Selbstoptimierung und der Nabelschau, sie ist ein Instrument um in Verbindung zu gehen, Beziehungen mit den nicht-menschlichen und nicht-auf-Midgard-lebendigen Leuten zu pflegen und vor allem um der Gemeinschaft, der wir angehören, und an dem Platz, an dem wir uns befinden, zu dienen. Um das so gut wie möglich zu können, müssen wir uns erinnern.
:: Nutzen wir dafür die Wortmagie, die Macht der Worte und der Namen. ::