Die persönliche Ebene

Angestoßen von meinen Geistleuten, meinem Lernen zu Rassismus und kultureller Aneignung und meiner eigenen Suche nach spiritueller Identität und Anbindung, wurde die Frage nach denjenigen, die vor mir *hier* waren und danach, wie und was und mit wem sie gewirkt haben, immer lauter und immer wichtiger. Ich weiß, ich bin kein "Schamane", weil ich keiner zirkumpolaren Kultur angehöre. Ich weiß, ich bin kein "Medizinmann", weil ich keiner Kultur von Turtle Island angehöre. Ich bin kein "Curandero" aus Südamerika und auch kein westafrikanischer "Vodoopriester". Aber was bin ich? Die Aufgaben und Tätigkeiten, die Art und Weise "wie" ist sich doch so ähnlich mit den vorgenannten! In welcher Tradition stehe ich also? 

Und ist das überhaupt wichtig? Ja, ist es. Sehr sogar.

 

Denn im animistischen Weltbild (imho die Grundlage allen spirituell-magischen Wirkens), in dem alles belebt ist und in dem Zeit nicht linear ist, sondern einen immer präsenten Kreis bildet, ist es von großer Relevanz, was das Vorher ist und wer vorher war. Energien wirken aus der Vergangenheit ins Hier und Jetzt, menschliche Geistleute wirken auf unsere Linien, die des Blutes, aber auch die des Landes und des Geistes. Es gibt über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende etablierte Verbindungen zum Land und seinen nicht-menschlichen Geistleuten, Notwendigkeiten des Schutzes, vereinbarte Zeichen der Freundschaft, Verträge mit der Anderswelt und ihren Leuten. Es ist fatal, wenn wir davon nichts wissen. Halten wir unseren Teil von Vereinbarungen nicht ein, tun es die Geistwesen auch nicht, der gemeinhin als "Glück" bezeichnete Faktor verlässt uns, "Wunder" ereignen sich seltener und seltener, denn wir sind als Spezies nicht mehr vertrauenswürdig und unterstützenswert. Als wir Europäer*innen aufhörten, ein Teil der Gemeinschaft aller Wesen zu sein, verloren wir mit der Anbindung und dem Wissen auch den Respekt vor dem Leben und diese Leere bestimmt bis heute unseren Umgang mit der Welt :: Patriarchat, Sexismus, Speziesismus, Imperialismus, Kolonialismus, Rassismus, Umweltzerstörung ... all dies entspringt nach meinem Verständnis dieser Entfremdung, diesem Verlust der Anbindung.