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OSTARA

 

Was wir feiern können …
Frühjahrs-Tag-und-Nacht-Gleiche, Ostara, den Festhöhepunkt der Zeit der Frühlingsfeste, von den neu-druidischen Pfaden ‚Alban Eiler’ = Licht der Erde und ‚Meàn Earraigh’ = Vogelfest genannt. Geweiht ist der Tag in unseren Breitengraden der germanischen Göttin Ostara. Auch ist es eines der drei sicher überlieferten vor-christlichen Jahresfeste in Skandinavien, das Sigrblót, zu dem Opfer für siegreiche Kämpfe gemacht wurden. Gefeiert wurde es am 3. Vollmond nach Jul. Das neu-heidnische Ostara hingegen ist ein Sonnenfest.
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Der Name der Göttin ist in seiner altenglischen Form „Eostre“ belegt, steht da aber auch schon auf wackeligen Füßen. Der eingedeutschte Name geht auf Jacob Grimm zurück und da der Mann nicht nur Sprachwissenschaftler, sondern auch Märchenerzähler war, wird diese Form in unseren Landen offiziell schlicht als falsch angesehen. Mir ist die wissenschaftliche Bestätigung des Namens nicht wichtig, denn Frühlingsfeste sind grundsätzlich unbestritten. Ich habe meine ganz persönlichen Erfahrungen mit der Göttin an diesem besonderen Tag und denke, dass es im Grunde darum geht: wir in unserer Begegnung mit dem Numinosen, mit dem Land und der sich verändernden, aufstrebenden Energie. Am besten ist es, die Göttin, die Dir begegnet einfach selbst nach ihrem Namen zu fragen.
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Dieses Jahr ist das Frühjahrs-Equinox am Montag 20. März 2023, um 22:24 Uhr, der Triumph des Lichtes fällt also mit dem offiziellen kalendarischen Frühlingsbeginn zusammen. Die Festtage erstrecken sich jedoch in beide Richtungen weit darüber hinaus.
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Für unsere keltischen Schwestern & Brüder findet Alban Eiler inmitten der Herrschaft der Lichtherrin Brigid und des Bärengottes statt (die von Imbolc am 01. Februar bis zu Beltane am 01. Mai dauert). Der Frühling wird jetzt sichtbar, die ersten Blumen sprießen, das Licht wächst von Tag zu Tag. Zu Ostara begegnet der junge Sonnengott, als schwacher Lichtbringer geboren und manchmal noch in seinem Bärenpelz versteckt, zum ersten Mal der während der dunklen Jahreszeit zur jungen Frau (nicht „Lichtjungfrau“) verwandelten Göttin. Es ist die Zeit der Gleichheit, der Fülle der beginnenden Möglichkeiten. Das Licht und das Dunkel sind gleich stark. Mit jedem weiteren Tag nimmt nun die Kraft des Sonnengottes zu, bis er seine volle Kraft erreicht, der Göttin würdig wird und sich mit ihr vereint, um neues Leben zu erschaffen.
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Diese Jahreszeit kann starke Energien in uns wecken und häufig ringen Menschen gerade jetzt um innere Balance. Das, was nach Außen drängt, was Neues schaffen will, kollidiert mit fest gefügten Lebensumständen, eingeschliffenen Abläufen oder dem, was für uns im Außen gerade unkontrollierbar ist.
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Wer also gerade jetzt verstärkt Unruhe und Unausgeglichenheit verspürt, der_die spürt den Ruf der puren Lebenskraft. Diese Unruhe wird natürlich durch die aktuellen Umstände noch befeuert, die Bedrohung durch den nahen Krieg läuft der steigenden Lebenskraft und -Freude direkt zuwider. Zur Unruhe gesellt sich Unbehagen: Darf ich in solchen Zeiten so fühlen? Ist es in Ordnung, zu feiern und fröhlich zu sein? Unbedingt sogar! Die Energie dieser Zeit stärkt uns körperlich und seelisch, fördert unsere Resilienz und unsere Tatkraft. Die ist es, die uns anpacken lässt, dank der wir umsetzen können, was uns ruft. Zum Beispiel auch sich in der Friedensarbeit für Land, Tier und Mensch, in der Arbeit für Geflüchtete und/oder in Projekten und Aktionen für Klimagerechtigkeit nach unseren Möglichkeiten zu engagieren. Nutzen wir die kreative Lebens- und Liebeskraft des Frühlings, um uns neu auszudrücken und einzubringen.
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Alban Eiler ist ein freudiges Fest voller Lachen und Fröhlichkeit. Es wird auch das Vogelfest genannt, weil unsere Ahn_innen in der Morgendämmerung nach der Rückkehr der Zugvögel Ausschau gehalten haben :: dazu reicht uns ein Fenster, wir müssen nicht an die Küste pilgern! Da die (Wasser-) Vögel elementarer Bestandteil vieler indoeuropäischer Schöpfungsgeschichten sind und das Ei ein Symbol für Wiedergeburt und Fruchtbarkeit ist, sind Eier und Küken fester Bestandteil der Feierlichkeiten. Es wurden Eier mit Symbolen von Wünschen an die Göttin bemalt, die sich in diesem Jahr erfüllen sollten. Gefärbte Eier wurden hergestellt, indem man diese in Blätter, Wurzeln, Blumen und Borke eingewickelt gekocht hat. Dieses Jahr hat sich in der Vorbereitung gezeigt, dass Vogelfiguren - gemalte, gebackene, getöpferte, ... - die stärkste Verbindung zur Göttin und ihrer Kraft sind, Symbole, die sie und die neue Zeit, die sie bringt, ehren und stärken.
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Der Hase, heute als Osterhase bekannt, ist ebenfalls aufgrund seiner sprichwörtlichen Vermehrung ein Fruchtbarkeits-Symbol der Göttin und weil er jederzeit zwischen den Welten wandeln kann, ist er gleichzeitig auch ihr Bote. Dieses Jahr spielt er jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Falls wir weder Hasen noch Eier zur Hand haben, malen wir sie uns einfach oder drucken uns Bilder aus dem Internet aus. Schmücken wir unsere Wohnungen! Laden wir die Göttin zu uns nach Hause ein! Frühlings-Rituale beleben uns, geben uns Kraft und unterstützen alles, was mit einem Neubeginn, tiefgreifender Veränderung, Wachstum und unserer Sexualität zu tun hat.
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Traditionelle Rituale sind das Pflanzen von Blumen (zählt total: werfen von Seedbombs aus dem Fenster, bepflanzen von Töpfchen auf Balkon oder Fensterbrett), das Bemalen von Eiern (wer keine Vogeleier hat oder will, malt Eier auf Papier/Pappe, schneidet sie aus und hängt sie als Schmuck auf) als Gabe an die Göttin - an die erwachende Mutter Erde. Auch der schweigende Besuch eines Wasserlaufs, einer heiligen Quelle, eines Sees gehört zu den Ritualen, die sich bei unseren keltischen und bei unseren nordischen Ahn:innen bis ins Christentum erhalten haben – es wird erzählt, dass wir am Morgen des Festes, zu Sonnenaufgang in den Reflexionen der Sonne auf dem Wasser für einen Moment mit Bildern und Visionen beschenkt werden, die uns hilfreich für die Zukunftsplanung sind; für uns ganz persönlich und auch im Bezug auf größere und ganz große Zusammenhänge.
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Es ist eine gute Idee, von diesem Wasser mit nach Hause zu bringen, denn es trägt den Segen der Göttin in sich und hat heilende Kräfte für Mensch, Tier und Pflanze. Vorsicht! Sobald das Osterwasser geschöpft ist, darf das Gefäß nicht mehr den Boden berühren, sonst verliert es seine magische Kraft. Wer zu weit von einer lebendigen Quelle entfernt lebt, kann dieses Wasserschöpfen auch als spirituelle Reise oder als Meditation durchleben und ein Gefäß mit Wasser bereitstellen, dass so mit dem erhaltenen Ostara-Segen aufgeladen werden kann. Ich habe gefragt, das geht in Ordnung.
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Und wer es nicht schon zum nordischen Fröblót getan hat oder es aus Liebe und Freundschaft wiederholen mag, kann sich jetzt mit Gaben und Geschenken (z.B. in Form von Nuss-/Milch, Brot und Honig/Fruchtmarmelade) bei den Gnomen und Geistern, den Elfen und Feen und allen Naturwesenheiten für ihre Unterstützung im letzten Jahr bedanken und um gute Beziehungen im kommenden bitten.
Ostara ist auch die Zeit für einen inneren und äußeren Frühjahrsputz: Alte oder liegengebliebene Korrespondenz sollte beantwortet oder endlich entsorgt werden. Die Energie ist jetzt gerade richtig, um sich aufgeschobenen, aber unausweichlichen Aufgaben zu stellen. Überlege, ob Du Deine Routine durchbrechen kannst und zum Beispiel eine Stunde früher aufstehst, um das Licht zu genießen, schaffe Raum für neue Projekte, von denen Du bisher nur geredet oder geträumt hast, indem Du Dich von alten Verpflichtungen und Aktivitäten verabschiedest, die Dir keinen Spaß mehr machen oder die angesichts der Herausforderungen unserer Zeit keine Relevanz mehr haben.
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Als kleine Inspiration: Das Element dieses Feiertages ist neu-traditionell das Feuer. Dieses Jahr zeigte sich jedoch in allen Vorbereitungen wieder das Wasser als stärkstes, zentrales Element. Schmuck- und Kerzenfarben sind nach wie vor leuchtendes Gelb, lebendiges Grün und sattes Blau. Gespielt wird Eierkullern, Eierwerfen, Eierticken, Eierlauf und natürlich: Eiersuchen. Und wie schon erwähnt: Die Feste unserer Ahn:innen waren nie nur auf einen Tag beschränkt ... feiern wir doch einfach durch bis zum christlichen Ostermontag!
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Feiern meint nämlich auch, es uns so gut gehen zu lassen, wie gerade möglich. Es meint, unsere Gottheiten, unsere Ahn:innen und Geister, unser Heim und uns selbst zu ehren, in dem wir uns Zeit nehmen, alles schön herzurichten, zu schmücken, gut zu essen und zu trinken, Dankesgaben zu schenken an Göttin&Land, an unsere Mitgeschöpfe und uns mit den Themen der Jahres-Zeit bewusst auseinandersetzen. Traditionelles Feiern meint auch Teilen - vielleicht laden wir diesmal Menschen ein, die gerade Lachen und Hoffnung gut gebrauchen können.
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Ich wünsche Euch einen gesegneten Frühling.
Bleibt gesund! Bleibt im Frieden.
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von-Herz-zu-Herz
Dein Urs Grágás Bärenkräfte Barth
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Das Bild heißt 'Girl with Rabbits' (1886) und ist von Frederick Stuart Church