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Leinernte, Schnitterfest

Was wir feiern … Leinernte, Schnitterfest, Kornfest, das erste Erntefest des Jahres.

 

Bei unseren keltischen Verwandten heißt das Fest Lughnasad, das Fest des Lugh.

 

Kalendarisch wird das Fest am 1.August gefeiert. Lunar zum zweiten Vollmond nach Mittsommer, so dass es den halben Weg von Mittsommer zum Herbstfest markiert. Dieses Jahr ist das der 15. August. Gefeiert wird meist in den Vollmond hinein, d.h. vom 14.08. auf den 15.08..

 

Es ist Hochsommer, die Zeit der heißesten Tage. Alles dreht sich um die Felder, die wir beackert haben und um die Ernte, die es heimzuholen gilt. Eine tägliches Wetten auf das Wetter :: wie lange kann das Korn noch Sonnenkraft tanken, wann wird es kippen und verbrennen, wann wandelt sich der mächtige Thor vom Fruchtbarkeitsbringer zum Donnerer? Die Klimaveränderungen machen diesen Wettlauf nicht leichter.

 

Kornernte ist Zeit der Klarheit. Es ist nicht die Zeit, in der wir in Erinnerungen schwelgen oder über Vergangenes grübeln sollen. Es ist auch nicht die Zeit, planend die nächsten Monate zu organisieren. JETZT ist, was zählt. Was ist jetzt reif, geerntet, getan oder gesprochen zu werden? Ist es jetzt nicht dran, ist es jetzt nicht wichtig. Es gibt in dieser Zeitqualität nur schwarz oder weiß, schneiden oder stehen lassen, ja oder nein. Es ist die Zeit der Entscheidung. Und meist sind beide Wege sind mit Risiken verbunden, es ist simpel, aber nicht leicht. Eigenverantwortung ist das Schlüsselwort.

 

Und so, wie wir das Korn heimholen, um uns versorgt zu wissen, so bringen wir zum Fest auch die Kräuter nach Hause, die uns über das Jahr Schutz und Gesundheit schenken. Es ist Zeit, hinauszugehen und die Kräuterbuschen zu binden; traditionell werden magische 7 oder ein Vielfaches von 7 bzw. 9 oder ein Vielfaches von 9 Kräuter zu einem Bündel zusammengebunden und zum Schnitterfest geweiht. Die christliche Kirche hat den 15. August genau für diesen Zweck bestimmt, an ‚Maria Himmelfahrt‘ werden auch in den katholischen Kirchen die Kräuterbuschen geweiht. Außerdem beginnt der ‚Frauendreißiger‘, das entspricht der Zeit zwischen dem Leinerntefest und dem Herbstfest Mitte September, die beste Zeit um heilwirksame Kräuter zu sammeln. Die Buschen werden hernach zuhause aufgehängt, sie schützen vor Blitz, Hagel und bösen Geistern und sie dienen ganz handfest als Hausapotheke.

 

Die Kräuter für den Buschen variieren regional, ich schreibe Dir hier meine diesjährigen Favoriten auf: Alant, Arnika, Beifuß, Frauenmantel, Hopfen, Kamille, Königskerze, Johanneskraut, Mädesüß, Malve, Rainfarn, Raute, Ringelblume, Thymian, Schafgarbe, Spitzwegerich, Wacholder und Wegwarte.

 

Bei unseren keltischen Verwandten kommt der Aspekt des Schnitterfestes nochmal deutlichst zum Tragen: es ist der Gott, der - oft von der Hand der Göttin selbst - zum Wohle des Landes und seiner Bevölkerung geopfert wird. Hier begegnen wir dem Sonnengott wieder, dem Heroen, der im Winter geboren, im Frühjahr gereift zum Gefährten der Göttin und zu Mittsommer auf dem Höhepunkt seiner Macht nun wieder sterben muss, um mit seiner Lebens-Kraft den ewigen Kreislauf aus Werden und Vergehen zu erhalten und uns darin. Ihm zu Ehren, als Verkörperung des Korngeistes, wird vielerorts auch heute noch die letzte Garbe auf dem Feld stehen gelassen, manches Mal geschmückt und mit Opfergaben bedacht.

 

Die Zeitqualität des Kornfestes fordert uns auf, uns selbst zu prüfen: Wo stehen wir? Sind wir bereit, im Hier&Jetzt, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen? Zu tun, was not-wendig ist? Sind wir bereit, einen Schnitt zu machen? Sind wir bereit, Leben zu nehmen, um uns selbst zu nähren? Wir dürfen dem Schnitter begegnen in dieser Zeit und ihn als das begreifen, was er ist :: ein Teil des Lebens, des ewigen Rades von Werden und Vergehen und Werden.

 

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein gesegnetes Fest und eine reiche Ernte!

Dein Urs Bärenkräfte Barth