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Frøblót

 

Was wir feiern …

Das Disablót, Disenblót, Frøblót (Fröblot) feiern wir kalendarisch um den 01. Februar oder lunar zum ersten Vollmond, dessen Neumond nach der letzten Raunacht erscheint. Dieses Jahr (2019) liegt dieser Vollmond auf dem 21. Januar und wird mit einer totalen Mondfinsternis einhergehen. Der „Wolfsmond“ oder „Blutmond“ erreicht um 4:34Uhr seine geringste Distanz zur Erde und tritt in ihren Schatten ein. Währenddessen wird er riesengroß und in einem dunklen Rot am Himmel scheinen. Um 5:41Uhr ist die totale Mondfinsternis erreicht. Gegen 7:51Uhr ist das magische Himmelsspektakel dann auch schon wieder vorbei. Früh aufstehen lohnt sich, denn die nächste totale Mondfinsternis wird es erst wieder am 31. Dezember 2028 geben.

 

Kaum liegt die Julzeit hinter uns - und die Raunächte wirken noch nach! - müssen wir uns schon neu ausrichten, denn das Rad des Jahres dreht sich weiter und weiter. Die Kraft, die langsam spürbar wird, hat weniger mit der wilden Wind- und Geisteskraft der Raunächte zu tun, als viel mehr mit der Macht der Erde. Hat es uns in den Rauchnächten noch aus unserer Verkörperung herausgezogen und in andere Welten gelockt, so ankert es uns nun stärker und stärker im Hier&Jetzt. Wir werden wacher für die wirklich wahre Welt um uns herum und kommen auf den Boden der von uns geschaffenen Tatsachen.

 

Das Frühjahrsfest ist für mich schwerer zu greifen als die meisten anderen Fest und noch schwerer in Worte zu fassen. Zum besseren Verständnis nehme ich eine erklärende Dreiteilung vor, im Blót (~ während des Festes ~) verschmelzen natürlich alle drei Aspekte miteinander:

 

I.

Es geht um diese diffuse, eher zu ahnende, als zu greifende Energie, die .. so mein Gefühl .. in dieser Jahreszeit gleichsam aus der Erde aufsteigt, die mit dem Nebel 'ausdünstet', in jeden Winkel kriecht und uns alle auf einer unbewussten Ebene erfasst, die Unruhe bringt, die uns unzufrieden mit den aktuellen Umständen macht, aber noch unklar lässt, was zu ändern wäre und die eine aufreibende Mischung aus ungerichtetem Tatendrang und großem Schlaf- und/oder Rückzugbedürfnis auslöst.

 

Die Erde bereitet sich auf ihr Erwachen vor. Langsam. Ganz langsam. Die Göttin räkelt sich, atmet tiefer, träumt vom Frühling und ihrem Geliebten. Die Samen, das neue Leben, das noch im Schoß der Erde ruht, werden unruhig, hören den Ruf des Gottes nach seiner Geliebten und schlaftrunken beginnen sie damit, sich auf ihre Entfaltung vorzubereiten. Was uns berührt, berührt auch sie und auch was in uns schläft, will erwachen: Wir können es Od-Kraft nennen, die keltischen Druiden bezeichnen es als Arwen und die Äbtissin Hildegard hat es als Grünkraft benannt: Die pure Lebensenergie, das, was alle Wesen zu Wachstum und Lebendigkeit inspiriert. Jetzt beginnt sie zu steigen und wir feiern ihre Wiederkehr! Wir unterstützen sie, indem wir draußen musizieren, lachen, tanzen, Bäume und Sträucher schütteln, mit den Händen auf die Erde trommeln und unsere Pflanzenfreunde mit Liedern und Gedichten ermuntern, aus ihrem Winterschlaf zu erwachen.

 

Wir rufen die Götter der Fruchtbarkeit an, z.B. Freyr und seine (zukünftige) Gattin Gerda, von deren Werben diese Zeit erzählt, und die Mächte des Lebens, z.B. die Holle oder Nerthus, die Ur-Erdmutter selbst. Auch Skadi, die Göttin des Nordens („Ska[n]dinavien“) und des Winters und Ullr, der schweigsame winterliche Jäger und vorzeitlicher Totengott sind häufige Gäste beim Frøblót. Wir beten zu ihnen, wir besingen sie und bieten ihnen Opfergaben an. Gabe und Gegengabe.

 

II.
Wir unterstützen und ehren mit diesem Fest nicht nur die erwachende, steigende Lebens-Energie, sondern auch all ihre Verkörperungen und Abgesandten, die Disen (auch: Idisen): heilige weibliche Wesenheiten, nicht nur die Göttinnen, sondern auch Naturgeister, wie Feen und Pflanzengeister, Ortsgeister, den guten Geist des Hauses und unsere Schutzpatroninnen. Mit diesem Fest ehren wir sie und bekräftigen und feiern den Bund, den wir vor Ur-Zeiten miteinander geschlossen haben. Wenn wir eine gute Beziehung zu ihnen pflegen, ihnen Plätze der Verehrung einrichten, kleine Gaben für sie bereitstellen und mit ihnen sprechen, dann sorgen sie für Glück und Zufriedenheit, für Gesundheit und Schutz, für gutes Gelingen und gesundes Wachstum, sowohl unserer Sippen, als auch unserer Vorhaben und unserer Pflanzen in Garten und Feld.

 

III.
Den persönlichsten Zugang zum Fröblót finden wir aber in uns selbst und in unserer Familie. Für mich bedeutet das, im weiblichen Aspekt unserer eigenen Seele und in den Frauen meiner Ahnreihe, den lebenden und den vorangegangenen, denn sie zählen ebenfalls zu den Disen! Sie zu ehren ist der dritte und für mich der persönlichste Aspekt dieses Festes. Ich entzünde Kerzen für die Familie und in einer Trancereise bitte ich darum, meine Ahnfrauenreihe besuchen zu dürfen. Wir die Bitte gewährt, gehe ich dann diese lange, lange, lange Reihe meiner Ahninnen entlang, verneige mich, danke ihnen, übergebe kleine Geschenke, küsse Hände .. folge ganz dem Impuls des Augenblicks und meinem Herzen. Ein oder zwei Begegnungen sind immer besonders und ich erinnere mich lange an ein Gesicht, ein Lächeln, eine Geste oder ein Wort, manchmal sogar an einen Namen oder einen Ratschlag. In jedem Fall bleibt ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und eine überwältigende Gewissheit, etwas Größerem anzugehören.

Ich wünsche Dir und Deinen Lieben eine gesegnete Zeit! Mit bereichernden Begegnungen und wachsender Vorfreude darauf, was das Jahr Dir an Gutem bringen wird und gutem Wissen darüber, was Du selbst dazu beitragen kannst.
Gesegnet sei es!

Urs Grágás Bärenkräfte Barth