· 

Raunächte

Was wir feiern .. Raunächte, Rauhnächte, Rauchnächte, Zwölfte

Warum heißt es Raunächte?
Es gibt zwei Deutungen, die ich beide stimmig finde: einmal die Herleitung für „Rauhnacht“ vom mittelhochdeutschen Wort „ruch“, was haarig bedeutet und bis heute in der Kürschnerei als „Rauhware und Rauchware“ erhalten geblieben ist. Viele kennen sicher das Märchen vom „Allerleirauh“ - da bekommt eine verkleidete Königstochter diesen Spitznamen, weil sie in einen Mantel gehüllt ist, der aus vielen verschiedenen Fellen zusammengesetzt ist. „Vermutlich soll sich das auf die Dämonen beziehen, die in der dieser Nacht ihr Unwesen treiben“ schreibt Wiki. Damit könnten die zu unrecht dämonisierten Gefährten der Perchta / Frau Holle gemeint sein oder die Wilde Jagd, deren Reiter*innen sicher auch in dicke Pelze gehüllt sind.

Die andere Deutung bezieht sich auf „Rauchnacht“ und damit klar auf das traditionelle Ausräuchern der Häuser und Ställe zur Wintersonnenwende und in den Raunächten.

Meine persönliche und dritte Vermutung bezieht sich auf das „Raunen“, das ich immer mithöre, wenn es um die Raunächte geht: die Zwischenzeit als besondere Orakelzeit, in der wir das Raunen der Runen besonders gut, besonders leicht verstehen.

Wann sind die Raunächte?
Von wann bis wann die Raunächte "sind" kommt ganz auf die Betrachtungsweise an und es sind viele Seiten zu dem Thema gefüllt worden. Die geneigte Leser*in möge sich das bitte in aller Ausführlichkeit ecosiasieren. Verkürzt dargestellt: Die meinem Erleben nach eher unter Heiden bevorzugte Tradition ist die, ab der Wintersonnenwende, dem Julfest, in die Raunächte zu gehen, also ab dem 21.12. (die Tage unserer keltischen Altvorderen begannen immer mit Sonnenuntergang des Vortages, daher sind die Raunächte für mich auch gleich Rauchtage) bis zum 2. Januar. Heute am weitesten verbreitet und meiner Wahrnehmung nach eher christlich konnotiert sind die Raunächte vom 24.12. (christliches Heiligabend) bis 6.Januar (christliches Heilige Drei Könige). Für die, die mit dem Mondlauf gehen, waren die Raunächte dieses Jahr schon vom 25.11. bis 06.12., weil sie bis zu dem der Wintersonnenwende am nächsten liegenden Neumond gehen.

Worum geht es?
Zunächst einmal geht es darum, dass ein Ausgleich geschaffen wird für die elf Tage bzw. zwölf Nächte, die zwischen dem Mondjahr mit 354 Tagen und dem Sonnenjahr mit 365 Tagen liegen. Diese geheiligte 'Zeit zwischen den Jahren' ist in nicht ganz von dieser Welt – die Schleier und Grenzen, die uns von den anderen Welten trennen, liegen sehr dicht beieinander in dieser Zwischenzeit, verschwimmen, sind durchlässig und erlauben uns so klarere Blicke in die spirituelle Welt, das Reich der Fae, der Alben und Götter. Und in unsere Zukunft. Der Kontakt zur Anderswelt gelingt besonders leicht, die Raunächte sind also prädestiniert für Ahnenarbeit, Orakel, Wahrträume und Trancereisen.


Und es geht um eine Zeit des Innehaltens, des Ausatmens. Eine Zeit der Innenschau, der Rückschau und des Ausblicks in der sicheren Gewissheit, dass das Licht zurück gekehrt ist und sich das Rad des Lebens weiterdrehen wird. Die Raunächte sind eine Zeit der Stille. Die Arbeit soll ruhen und die Menschen ruhig werden nach einem arbeitsreichen Jahr und bevor das neue losgeht mit all seinen Herausforderungen und Abenteuern. Wir sollen uns besinnen, gewahr werden, wer wir sind und was wir im Leben wollen. Erneut und wieder sind wir geborgen in einer mütterlichen Dunkelheit. Unter dem Schutz der Göttin Frigg und unserer Ahn*inne können wir zu Sinnen kommen, können wachsen und uns in dieser magischen Zwischenzeit auf das Leben vorbereiten.


Was ist zu tun?
Wie immer: Was Du tun willst.
Es gibt ellenlange Listen von alten und neuen Bräuchen, Tabus, Empfehlungen, Verboten, Geboten, Glauben und Aberglauben .. vieles davon empfinde ich persönlich als nicht-notwendige Bemühungen, die Größe und Tiefe dieser Tage „beherrschbar“ zu machen und das Meiste bezieht sich darauf, dass aus den alten Gottheiten des Landes Hexen und Teufel gemacht wurden, die es zu bannen und zu vertreiben gilt, was „natürlich“ größtmöglicher Unsinn ist. Diese Dinge will ich gar nicht wiedergeben, lies einfach selbst nach und schau, wo Du in Resonanz gehst, was Dir sinnig oder unsinnig erscheint. Denn auch hier ist nur das wichtig: Dein ureigenstes Gefühl für diese Zeit, Dein individueller Kontakt zur Energie der Zeit und des Landes.

 

Nur mach Dich auf einen wilden Ritt gefasst, wenn Du Dich aus der Stube traust! Die äußeren Tage und Nächte gehören der Wilden Jagd, der Percht und ihren Perchtenläufern, Gestaltwandler gehen um und die Götter sind verschwenderisch mit Zeichen.

Einig sind sich die meisten Traditionen in einem besonderen Punkt:
Jeder Rauchtag, jede Raunacht hat ihre eigene Qualität und steht für ein eigenes Thema. Es lohnt sich mit dieser Energie zu gehen und Dich leiten zu lassen, Tiefen und Weiten in Dir zu erkunden, die an manch anderen Tagen nicht oder nicht so leicht erreichbar wären.

Schon in alten Bauernkalendern findet sich die Weisheit, dass jede Raunacht das Wetter für einen Monat des kommenden Jahres kündet. Und zusätzlich kann jede Raunacht einen Monat des kommenden Jahres symbolisieren (die erste Raunacht den Januar, die zweite den Februar usw.), Dir einen Ausblick gewähren, mit welchen Themen und Energien Du wann im kommenden Jahr wirst umgehen dürfen.

Ein einheitliches Konzept, welche Raunacht mit welcher Qualität in Verbindung steht, gibt es nicht. Vorstellungen überschneiden sich zwar, aber letztlich sind wir nicht jedes Jahr dieselben und schon gar nicht ist jedes Jahr für jeden Menschen von gleicher Art, insofern ist mein Impuls, die Themen, die sich mir über die Jahre als typisch gezeigt haben, vor jedem Eintritt in die Raunächte neu zu losen.

Meine Empfehlung: Mache Dir selbst Zettel mit den typischen Raunachts-Themen und lose Dir jeden Tag eines zu. Behalte das Papier in Deiner Tasche, reise zu dem Thema, sprich mit Deinen Lieben im Diesseits und im Jenseits darüber, drücke es kreativ aus.

Häufige Themen sind: Erdung, Reinigung, Befreiung, Kommunikation, Verbindung, Liebe&Sinnlichkeit, Lebensauftrag, Transformation, Glaube, Verantwortung, Freiheit, Fülle. Folge auch hier keinen Vorgaben oder Dogmen, sondern lass Dich lieber von der Geistigen Welt inspirieren, wenn Du zwölf Themen für Deine Lose niederschreibst.

Ich werde mir dieses Jahr ebenfalls die Tagesthemen losen und mich dann ganz bewusst mit der Magie dieser Qualität verbinden: Am frühen Morgen, bevor das Licht herein scheint, sitze ich und lausche, vielleicht meditiere ich, vielleicht gehe ich in Trance, vielleicht atme ich nur, vielleicht tue ich das noch im Bett. Womöglich bin ich schon draußen im Wald oder an der See - ich öffne mich der Energie der Dunkelheit, dieser urmütterlichen Kraft, und warte darauf, dass aus der Resonanz in mir eine Haltung, eine Klarheit oder Einsicht geboren wird, ein Gedanke, eine Idee dazu, worum es für mich! mit diesem Thema geht, was meine ganz eigene Beziehung zur Qualität dieses Tages ist und vielleicht des entsprechenden Monats im nächsten Jahr.

Begleitet wird der Gedanke bei mir immer von Bildern und Empfindungen. Um mehr darüber zu erfahren, zum Beispiel wo meine Chancen und Herausforderungen liegen, ziehe ich eine Rune und/oder eine Tarotkarte und beschäftige mich eine Weile mit deren Bedeutung. Ich überstrapaziere mein bewusstes Wissen aber nicht, sondern gehe den Tag über mit diesen Kräften als meinen Begleitern, trage auch die Rune bei mir, so dass immer wieder Bilder, Impulse, Sätze in mir aufleuchten können, die ich mir notiere oder auch nicht. Manches Jahr mochte ich Bilder darüber malen, manchmal habe ich gedichtet oder einfach gar nichts getan. Wenn es sich richtig anfühlt, ist es auch richtig.

Am Abend setze ich die Energie des Tages frei, indem ich mich, meine Lieben und meine Wohnung räuchere und dabei bewusst das Thema nochmal aufrufe, achtsam damit 'durch meine Welt' gehe. Die Rauchmischung entsteht an jedem Abend neu, da lasse ich mir von den Geistern und Ahnen die Hand führen. Dann lasse ich die Tagesenergie los, indem ich die Rune zurücklege und allen guten Geistern und Begleitern für diese Tagesreise danke. Danach bin ich wieder frei für die nächste Nacht und ihre Wunder.

Ich wünsche Dir viel Freude dabei, Deine eigenen Raunächte zu entdecken!

Der Segen Deiner Göttinnen und Götter mit Dir.
Heja!
Urs Bärenkräfte Barth